„Johanna – Kahina“ im Gymnasium Hochrad

Sie gilt als eine der umstrittensten Figuren der abendländischen Geschichte: Johanna von Orléans, die felsenfest von ihrer göttlichen Mission überzeugt war und auf dem Höhepunkt des Hundertjährigen Krieges zur Retterin Frankreichs wurde.

Heute fragt man sich ob Johanna wirklich eine Heldin war? Kann man eine „Kriegsherrin“, die im Wahn Menschen abschlachtete, wirklich heilig nennen? Wo auf der Welt finden wir die „Johannas“ von heute und welchen Auftrag geben sie sich? Welchem Weltbild folgen die modernen Kriegerinnen? Die „Uni-Backstage-Gruppe“ spielt mit dem Text von Michael Müller, der mit Textauszügen der dramatischen „Johanna“-Bearbeitungen von Claudel/Anouilh und Schiller sowie Interviews von Soldatinnen aus aktuellen Kriegsgebieten eine Verbindung zwischen Vergangenheit und Gegenwart schafft. Die Johannas von heute heißen möglicherweise Kahina und leben an der Grenze zu Syrien. Sie sind ebenso bereit für ihren göttlichen Auftrag und ihr Volk in den Krieg zu ziehen. Wo führen ihre Wege hin? To Heaven or Hell?

Am 3. März 2016 erlebten die Oberstufenschüler_innen des Gymnasiums Hochrad die Aufführung des Stückes in der Aula ihrer Schule. Da das Stück ohne Bühnenbild, allein mit sehr durchdachten Kostümen und Requisiten funktioniert, ist es leicht transprotierbar und flexibel in angemessen großen Räumen umzusetzen.

Lissy-Gina Nebel und Luca Jochheim aus der S4 haben ihre Eindrücke für OUT of TUSCH beschrieben:

Theaterstück „Johanna Kahina“ von Michael Müller am 3. März 2016

Eine Gruppe talentierter Laienschauspieler hat in der Aula des Gymnasiums Hochrad eine Neuinterpretation der Geschichte von „Johanna von Orleans“ (frei nach Schiller) aufgeführt.

Eine ganz neue Erfahrung war zuallererst bereits der Aufbau des Stückes: Auf der erhöhten Bühne, auf der sonst gespielt wird, saßen die Zuschauer in mehreren Reihen und konnten das Schauspiel, welches auf dem Boden stattfand, von oben betrachten. Mir persönlich hat diese Sichtweise sehr gut gefallen, weil man den Überblick über alles bewahren konnte und die Darstellung realistischer wirkte.

Im Lauf des Stückes wechselte sowohl die Besetzung der Johanna immer wieder unter den weiblichen Darstellern, als auch der Ort und die Zeit der Handlung. Durch eine Art „Armschmuck“ war zu erkennen, wer die Johanna spielte, was die Verwirrung über den Schauspielerwechsel einschränkte.

Eine weitere sehr schöne Idee war die Kombination der Geschichte einer jungen kurdischen Kämpferin aus dem aktuellen Syrienkrieg mit der Johanna von Orleans vor ca. 600 Jahren zu einem ähnlichen gottgegebenen Schicksalsgang. Zusammenfassend kann man sagen, dass das Theaterstück voll neuer und interessanter Ideen war und mit diesen begeistert hat, lediglich an ihrer Durchführung hätte z.B. beim Schauspielerwechsel noch ein bisschen gearbeitet werden müssen. Insgesamt hat mir das Stück aber gut gefallen.

Luca Jochheim, S4

Rückmeldung an das Theaterstück „Johanna Kahina“ am 3. März 2016

Ich fand das Theaterstück sehr gelungen im Gegensatz zu vielen anderen. Ich denke, die jungen Schauspieler haben ihre Rollen gut gespielt, dafür dass sie keine professionellen Schauspieler sind, und haben die Emotionen gut herüberbringen können. Gerade den Wechsel der weiblichen Hauptdarstellerinnen fand ich persönlich sehr interessant und abwechslungsreich. Durch ein Requisit, das ein Merkmal der Person darstellte, kam man mit dem Rollenwechsel nicht durcheinander, sondern konnte gleich erkennen, wer damit gemeint war. Die Kostüme der Schauspieler waren gut ausgesucht, denn es wurde deutlich, dass die Handlung weit in der Vergangenheit spielt, dennoch waren sie modern und etwas, was man bisher noch nicht gesehen hatte. Sehr gefallen hat mir außerdem die Live-Band, die im Hintergrund begleitend Musik spielte. Das machte das Theaterstück sehr modern und brachte Stimmung unter den jungen Zuschauern. Ebenfalls gefallen hat mir die offene Theaterbühne, die die Zuschauer von oben herab auf das Stück blicken ließ und einen Einblick in das Geschehen „hinter der Bühne“ schaffte. So hatte man eine ganz andere und neue Erfahrung ein Theaterstück zu sehen.

Lissy-Gina Nebel, S4

Foto: Jakob Hörtreiter

 

„Johanna – Kahina“ ist noch mal zu sehen am 11. Mai 2016, 16 Uhr, Malersaal