Kampnagel und Helene-Lange-Gymnasium
Drei Jahre nach einem Tsunami, der die Welt vernichtete, finden sich 170 junge Menschen (ihre Lehrer haben es leider nicht geschafft) auf einer Insel wieder – sie nennen sie, die Kolonie. Welche Bedingungen finden sie auf der Insel vor? Wie sollen, wie können sie sich versorgen? Wie werden sie zusammen leben – überleben? Brauchen sie eine Gesellschaftsordnung? Wenn Ja, wie wird diese aussehen? Wird es auf der Insel eine neue oder alte Religion geben? Was ist mit den typisch Erwachsenenfragen nach Verkehrsmitteln, Forschung, Bildung? Oder kommen sie auf etwas völlig anderes, bisher nicht Gedachtes?
So viele Fragen sind zu beantworten, wenn man, ganz auf sich gestellt, das Überleben sichern und das Zusammenleben gestalten muss. Die 170 SchülerInnen des Helene-Lange Gymnasiums haben für die Entwicklung dieses Szenarios ein Expertenteam zur Seite, das sich ganz dem Thmea der Utopie verschrieben hat. „Kommando Himmelfahrt“ ist eine Künstlergruppe um den Hamburger Komponisten Jan Dvorak und den Berliner Regisseur Thomas Fiedler, die sich mit Grenzbereichen politischer und wissenschaftlicher Utopien beschäftigt. Julia Warnemünde als Produktionsleiterin und Dramaturgin gehört fest zu dem Team, das zeitgenössisch-avantgardistische Kompositions- und Darstellungsformen mit Showelementen und Songs aufeinander treffen lässt, Bandmusik mit klassischen Chor- und Orchesterelementen vereint und LecturePerformance in stummfilmhaft choreographiertes Theater und Revue verwandelt. Inhaltlich beschäftigt sich „Kommando Himmelfahrt“ mit Zukunftsvisionen und Mythen, untersucht ihr Potenzial und projiziert sie zurück auf die Gegenwart.
Im Februar trafen sich das Künstlerteam und die SchülerInnen aus der 7.-10. Klasse und der Oberstufe für das erste Erkunden der Geschichte, die sie in den folgenden 10 Wochen begleiten sollte. Mit einem Warm-Up zu Katastrophen-Musik waren die SchülerInnen auf die Open-Space-Methode eingestimmt, die jeden aufforderte Ideen, Fragen, Unsicherheiten, Verrücktes und Banales am Mikro zu äußern. Am Ende schälten sich sechs zentrale Themen heraus, zu denen die teilnehmenden Klassen/Kurse in 10 Wochen Situationen, Experimente und Rituale der zukünftigen Kolonie entwickelten.
Was am 10. und 11. Mai auf Kampnagel geschah, berichten wir im nächsten Blogeintrag.
Foto: Carl Hoffmann