Eine rasante Fahrt durch die Theaterlandschaft

Zielbahnhof: zeitgenössisches Theater

Das 7. TUSCH-Partnertreffen war anders als sonst:
– einmal nur zurücklehnen und zuhören…
– einmal Input bekommen und nicht selbst kreativ sein …
– keine runden Tische sondern ein Stühle-Halbrund…
So war der Gedanke für das Partnertreffen am 30.3.in der Aula des Helene-Lange Gymnasiums, der damit auch an eine bewährte TUSCH-Tradition anknüpfte.

Wir alle nehmen wahr: Theater hat sich sehr verändert, TUSCH hat sich weiterentwickelt und wer von uns kennt schon alle Formate, die in der deutschsprachigen Theaterlandschaft entstanden sind?

Wir haben jemanden gefunden: Matthias Günther
Ein studierter Kulturwissenschaftler, ein kaleidoskopisches Talent, der als Schauspieler und Regisseur in freien Theaterprojekten, als Dozent an der Universität Hildesheim, an der Bundesakademie für kulturelle Bildung in Wolfenbüttel gearbeitet hat. Engagiert als Gastdramaturg am Schauspielhaus Wien, den Salzburger Festspielen, dem Schauspielhaus Zürich, agierte er ab 1998 als Schauspiel-Dramaturg und Regisseur am Theater Basel. Von September 2006 bis Ende der Spielzeit 2014/15 war er Dramaturg an den Münchner Kammerspielen, übernahm dort 2012 auch die künstlerische Leitung des Werkraumes der Kammerspiele. In München arbeitete er u.a. mit den Regisseuren Stefan Pucher, Luk Perceval, Johan Simons, René Pollesch, Stephan Kimmig und Andreas Kriegenburg zusammen.

Nun ist er in Hamburg. Seit der Spielzeit 2015/16 als Dramaturg am Thalia Theater Hamburg, ist er also greifbar. Und für TUSCH war er sofort zu gewinnen, kennt er doch TUSCH bereits aus München, sozusagen eine bundesweite TUSCH-Verknüpfung.

Sein Anliegen:  weltoffenes, gesellschaftspolitisches, ästhetisch-innovatives Theater mitgestalten und den Theater(be)suchern Verstehensangebote machen.

Für das TUSCH-Partnertreffen bot er Erkundungen in die Theaterlandschaft an, Spielweisen und Formen des zeitgenössischen Theaters. In 90 Minuten erlebten die TUSCH-Akteure keinen Theorievortrag, sondern  eine Performance! Vor allem aber: ein unglaubliches Wissen über alles, was und wer sich auf deutschsprachigen Bühnen ab-spielt.

Matthias Günther: „Lange Zeit wurde in der Theorie vor allem zwischen psychologischem Theater und gesellschaftskritischem Verfremdungstheater differenziert. Ganz vereinfacht zwischen der Methode von Konstantin S. Stanislawski und Bertolt Brecht. Heute existieren viele Spielweisen nebeneinander. Außerdem hat sich die Darstellungsweise insgesamt minimalisiert. Man spielt nicht mehr mit so einem ausladenden Gestus und einer Rezitationskunst wie vor dreißig Jahren. Es wird heute viel mit filmischen Mitteln auf dem Theater gearbeitet, der Sprachgestus ist schneller, alltäglicher und direkter geworden.“

Die Fahrt, die jetzt mal rasant, mal schlenderig über die Landkarte führte, untermalte Mattias Günther mit so viel Lebendigkeit, dass die kurzweilige Performance mal zur Achterbahn, mal zum Überlandexpress wurde.

Wer mehr darüber erfahren möchte, muss sich noch bis zum Erscheinen des TUSCH-Newsletters am 9. Mai 2016 gedulden.

Text und Foto: Dr. Lilo Jene-Ackermann