LICHTHOF Theater und Julius-Leber-Schule
Zur Erinnerung: Mitte Februar fand an der Schule mit drei 5. Klassen der Auftakt zum „Julius-Leber School Check“ statt. Zunächst formulierten die Schüler:innen in einem parlamentarischen Verfahren Wünsche zur Veränderung von Schule. In der Versammlung ging es mitunter laut und chaotisch zu. Es wurde lebhaft diskutiert.
Doch nun ist es still. Nach sechs Wochen der Kontaktsperre wünschen sich die Fünftklässler, endlich wieder in die Schule zu dürfen, um ihre Freundinnen und Freunde wieder zu treffen. Leider ist noch völlig offen, ob und wie ein künstlerischer Abschluss in diesem Schuljahr mit den Ideen der Kinder möglich ist. Viele Lehrkräfte wünschen sich eine Perspektive. Dabei ist ermutigend zu sehen, mit wie viel Kreativität und Fantasie einige Schüler:innen ganz allein für sich die Wünsche ihrer Klasse künstlerisch umgesetzt haben. Da gibt es eine Kippelschule. Einen Chillraum mit Sofa. Einen sonderbaren Automaten mit Süßigkeiten. Eine große Uhr, die die Schule erst um 8:30 Uhr anfangen lässt. Und vieles mehr. Die Eltern wünschen sich, dass die Kinder gesund bleiben.
Und alle machen eine Erfahrung: Theater, das wirklich lebendig ist und berührt, braucht Sinnlichkeit und Begegnung. Keine Video-Calls. So, wie vor der Zeit von Kontaktbeschränkungen und Schließung der Theater …
Die Schüler:innen des Musikprofils (Jahrgang 11) besuchten im Lichthof-Partnertheater die Oper „Strandrecht“, ein Musiktheater nach Ethel Smyth, und hatten im Anschluss an die Aufführung die Möglichkeit, mit den Mitwirkenden zu sprechen. Vor dem Besuch kursierten Gerüchte, Oper sei langweilig und Gesang anstrengend. Doch die Geschichte, die sie erwartete, ist nicht nur extrem spannend, sondern auch hochaktuell:
„The Wreckers“ wurde 1906 in Leipzig uraufgeführt. Smyth verarbeitet darin den Mythos über ein Dorf, das von Zeit zu Zeit den Leuchtturm abschaltet, um sich an havarierten Schiffe zu bereichern. Eine Frau initiiert den Aufstand „der Ungehorsamen“. Mit ihrer Zivilcourage verstößt sie gegen geltendes Recht und die Moralvorstellungen der Gesellschaft und bezahlt am Ende mit ihrem Leben.(…)“
Im Folgenden eine Auswahl der Eindrücke und Stimmen der Jugendlichen:
- Das Lichthof Theater ist kleiner als eine „richtige Oper“, eher wie eine „2-Zimmer Wohnung“
- Ein Wasserbecken als Meer / Vorstellungskraft wird gefordert
- Dicke Winterklamotten als Kostüme / hart, in so etwas zu spielen
- Ausdauer der Sängerinnen und Sänger bewundernswert
- Gewaltige Kraft der Stimmen – Sänger schaffen es, den ganzen Saal auszufüllen
- Viel Atmosphäre mit wenigen Mitteln: Klavier, Geräusche / Tonaufnahmen über Laptop
- Zum Nachdenken anregend, sehr ernst
- Kein leichter Zugang für Jugendliche
- Toll, mit den Darsteller:innen und der Regisseurin hinterher zu sprechen, sympathisch und sehr jung, plötzlich ganz nah („normale Menschen“) und interessant, wie sie zum Operngesang gekommen sind
- Sehr interessant, dass ich so gut wie nichts von dem Text verstanden habe, aber durch die Emotionen der Schauspieler und die Wirkung der Musik dem Stück dennoch gut folgen konnte
- Alles zusammen, habe ich so etwas in dieser Form noch nie zuvor gesehen und gehört
- Ich wünsche mir, dass wir uns bald wieder berühren dürfen, um in der Band zu spielen, um zu toben, um Theater zu spielen.