„Stellt Euch hinten in einer Reihe auf. Kommt in Tempo 5, Catwalk nach vorne, doing-gender 2 (1 super männlich – 10 super weiblich) und werft Kusshände ins Publikum in Tempo 10. Formiert Euch dann in der Mitte der Bühne in einem Pulk und flucht in Lautstärke 8 vor Euch hin und zeigt anschließend wie verlassen ihr Euch fühlt.“

Fünfzehn Lehrer*innen und Theaterpädagogen*innen aus den aktuellen TUSCH Partnerschaften probierten sich im letzten TUSCH-Workshop (07.11.2017) am „theatralen Mischpult“ und konnten nachspüren, wie sich Kinder und Jugendliche wohl fühlen, wenn sie ihren Mitspieler*innen die Aufträge erteilen, die diese dann theatral umsetzen.

Es ist die Erfahrung von „Führen und Folgen“, die die TUSCH-Akteure beschreiben und die sie mit den Prinzipien des  „demokratischen Führens“ machen konnten. Es entsteht eine ungeheure Freude, wenn das, was man sich gerade ausdenkt oder was man gerne sehen möchte und was man mit Hilfe der Karten des „theatralen Mischpultes“ ansagt, von den Mitspieler*innen tatsächlich umgesetzt wird. Leicht gerät man in einen Rausch der Anweisungen und schießt sein Feuerwerk der Ideen ab. Doch da haben alle Mitspieler*innen die Möglichkeit ihr persönliches Veto einzulegen, nach mehr Klarheit zu verlangen, das Tempo zu kommentieren oder für eine Aufgabe die Verantwortung zu übernehmen, so dass die anderen entlastet werden: Das Prinzip der Selbstbestimmung.

Nach den Übungen im „Führen und Folgen“ gibt es ein Potenzialorientiertes Feedback in dem erst die Lieblingsmomente genannt werden und dann die Dinge, die noch besser gemacht werden könnten. Das geschieht in einem Kränkungsfreien Raum – das heißt, dass Demütigungen keinen Platz haben: Das Prinzip der Kultur der Menschlichkeit.

Für beide Seiten – die Geführten wie die Führenden – findet eine Stärkung und Entfaltung des Eigenen statt, was ein weiteres Prinzip der demokratischen Führung ist. Erfahre ich das Geführtwerden als ein Herantasten an die eigenen Grenzen, als Herausforderung, wie weit ich den Anweisungen Raum gebe und diese umsetze? Und ab wann habe ich meine persönliche Grenze überschritten und fühle mich nicht mehr wohl, traue mich das Veto einzusetzen?

Voller Spielfreude haben sich die 15 Teilnehmer*innen diesen Erfahrungen ausgesetzt und im weiteren Verlauf des Workshops eine Idee davon bekommen, wie das „theatrale Mischpult“ hilfreich  für die Theaterarbeit mit Schüler*innen eingesetzt werden kann, wie es die Akteure dazu befähigt Geschichten (eigene oder fremde) szenisch zu entwickeln.

Eine Fortsetzung des Workshops, angeleitet von Stefanie López, vom ACT e.V. Berlin, haben sich die Teilnehmer*innen gewünscht und diese wird folgen.

Foto + Text: Cornelia von der Heydt