Gymnasium Hochrad und Deutsches Schauspielhaus

Kann man knapp 60 Schüler_innen von einem Tanzglück begeistern, das sie sich am Projektbeginn noch nicht einmal vorstellen können? Kann man eine nahezu perfekte Choreographie ihrer jeweils eigenen Ideen von „Glück“ hervorlocken und diese auch noch darstellen?

Ja, das kann man, wenn mindestens diese folgenden Bedingungen erfüllt sind, die natürlich auch für alle Arten von Projekten kultureller Bildung, für alle Arten von Kooperationsprojekten gelten. Für ein gutes TUSCH Projekt braucht es ZEIT, RAUM und Finanz-MITTEL. Es braucht unbedingt engagierte und begeisterungsfähige Lehrer_innen und Künstler_innen, die sich sowohl auf die Ideen und Wünsche der Schüler einlassen, als auch vermitteln können, dass gute Ideen und Wünsche eine Struktur brauchen, um verwirklicht zu werden. Um in der Welt des Sichtbaren anzukommen, ist ein Auswahlprozess aus allen gesammelten Ideen notwendig, die Gruppe soll sich schließlich einigen und die Ideen zusammenfassen. Es wird ein Ergebnis verwirklicht, das für alle präsentabel ist und erfolgreich vorgestellt werden kann.

Die Zeit für die „Glückskooperation“ zwischen Gymnasium Hochrad und dem Schauspielhaus ergab sich am Ende des Schuljahres 2014/15, in der Woche vor den Ferien, in der sich viele Schüler_innen fragen, warum sie eigentlich noch in die Schule kommen sollen, da die Noten doch längst beschlossen und Unterricht irgendwie nicht mehr richtig stattfindet. Eine Zeit im Zwischenraum, zwischen Anwesenheitspflicht und dem Lockruf der Ferien.

Raum für das „Glücksprojekt“ fand sich in der wirklich sehr großen Zwei-Felder-Turnhalle der Schule. Sie bot den Platz für ausladende und weiträumige Gruppenbewegungen und ließ sich für Kleingruppenarbeit mühelos aufteilen. Auch die Arbeit mit zwei 7ten Klassen war darin sehr gut möglich.

Die notwendigen Finanz-Mittel, für einen externen Theaterkünstler wurden bei TUSCH beantragt und aus dem Budget für Projektmittel bewilligt. Die Kosten für die Requisiten übernahm die Schule. 120 Meter Luftpolsterfolie, die so bestellt werden konnten, unterstützten die professionelle Arbeit des Choreografen Manfred Hüttmann. Als externer Künstler erreicht er Schüler_innen auf ganz andere Weise, als die Lehrer_innen. Er vermochte es den Schüler_innen eine neue Körpererfahrung zu vermitteln, sie spüren zu lassen, dass sie ihre Grenzen erreichen und noch ein Stückchen darüber hinaus gehen können. Sie sprangen wie Flummis durch die Turnhalle oder bogen ihre Körper geschmeidig zu sphärischen Klängen, als wären sie Ähren im Kornfeld.

Womit wir bei der wichtigsten Voraussetzung für ein gelungenes Projekt wären. Es braucht begeisterungsfähige Lehrer_innen und Künstler_innen, die mit den Schüler_innen gemeinsam etwas auf die Beine stellen wollen, die den Begeisterungsfunken tatsächlich überspringen lassen können – der Rest ergibt sich dann fast von selbst. Der Erfolg eines Projektes zeichnet sich auch dadurch aus, dass alles, was schwer und anstrengend war, sofort wieder vergessen ist und, dass das Publikum diese Anstrengung nicht sehen kann. Nach vier Tagen harter Probenarbeit kam eine 20-minütige Performance zustande, die sich sehen lassen konnte. Alle 600 Mitschüler_innen, die ebenfalls in künstlerische Projekte zum Thema „Glück“ vertieft waren, konnten die Performance in mehreren Vorstellungen anschauen.

Und wie sah das Glück nun aus, so kurz vor den Sommerferien?

120 Füße bewegten sich auf Luftpolsterfolie und zauberten ein wunderschönes Meeresrauschen in die Turnhalle, 120 Hände breiteten Handtücher aus, verteilten die Sonnencreme auf den Armen und die 60 dazugehörigen Körper chillten lässig mit Sonnbrille auf dem imaginierten Strand. Und schließlich bricht ein Begeisterungssturm aus und das „Glück“ rieselt im goldenen Lichterregen vom Himmel.