Ein TUSCH-Projekt der Partnerschaft DeutschesSchauspielHaus – Gymnasium Hochrad / Grundschule Bahrenfelder Straße, mit Schauspieler_innen des Schauspielhauses
Ein Fantasie-Abenteuer hinter den Kulissen des Theaters für Kinder ab 8 Jahren
„Theater ist ein Ort der wirklichen Fantasie!“ Viele Kinder wünschen sich mehr über das Theater zu erfahren, haben ihre eigenen Ideen und Vorstellungen, wie und warum bestimmte Dinge am Theater passieren. Diesem Impuls folgend begibt sich das TUSCH-Projekt „Das Geheimnis des roten Vorhangs“ auf neue Spuren und eine fantasievolle Entdeckungsreise hinter die Kulissen des Theaters. Die Szenen, die in den Werkstätten des Schauspielhauses gespielt werden, erzählen darüber, was alles notwendig ist, damit ein Theaterstück entstehen kann.
Der „Erzähler“ Louis Watton trifft mit den Kindern auf seinem Weg durch die Werkstätten auf Insektenfiguren, Wesen die unbemerkt, manchmal unerwünscht dort leben, viel erlebt oder miterlebt haben, die eigentlich selbst witzige, besondere Theatercharaktere sind. Denn Theater lebt auch von Glauben und Aberglauben, von seinen Geschichten und Ritualen, die sich zwischen Wahrheit und Legende bewegen. Jedes Insekt, ob Motte, Käfer, Mücke oder Raupe, hat eine besondere, meist gar nicht bekannte Aufgabe (Maske, Kostüm, Bühnenbild und Souffleuse) im Theater. Durch die Begegnungen mit den geheimnisvollen „Bewohnern“ hinter der Bühne hebt sich der Vorhang und macht die Vorgänge und die Illusionen des Theaters sichtbar. Unter einem Brokatmantel entdeckt Louis die schüchterne Motte Thea Filz. Nachdem sie Zutrauen gefasst hat beklagt sie sich, dass die Stücke oft keine kostbaren Kostüme mehr haben, dass es keine großen „Theaterstoffe“ mehr gibt, dabei liebt sie es, sich durch Samt und Seide zu knabbern. In der Werkstatt fällt Käfer Adalbert Speck aus seiner Holzschlafplatte. Adalbert ist fest davon überzeugt, dass die Welt aus Millimeterpapier besteht. Zusammen mit seinen fünf Kindern überwacht der Käfer die Baumaßnahmen in den Werkstätten. Die Kinder begegnen auf ihrer Reise auch Roderich von Puderpups, der mit einem lauten Pfurz aus der Schublade einer Kommode in der Maske rollt und wie tot liegen bleibt.
„Tröööööt, tot! Ich und tot! Da hab´ ich schon ganz anderes überlebt. Raupen können rollen. Sie rollen in ihrem Leben mehr als ihnen lieb ist. Hallo, Kinder! Ich bin Roderich von Puderpups, aber nennt mich Rodi. Beim Theater muss es schnell gehen, da haben wir keine Zeit für lange komplizierte Namen, trööööt“. Da war er wieder dieser Pfurzton: „Tröööt!“ … „Entschuldigt, dass ich euch so vollgepudert habe, aber ich bin völlig überladen! Normalerweise füllen meine Kollegen und ich nachts die Puderdosen der Maskenbildner auf. Während wir schlafen produzieren wir feines Puder in unseren Körpern. Das füllen wir dann frühmorgens in die Puderdosen. Aber ich konnte ja nicht, tröööt, ich war ja in der Schublade dort eingesperrt, ich bin völlig aufgebläht.“
Schon springt der Floh Süsü Soufflagè, der den Schauspielern den Text einflüstert, vom Bühnenhimmel. Süsü hätte so gerne in Paris Flohballett getanzt, aber nachdem ihr Onkel Mortalee im Flohzirkus verunglückt war, wollten ihre Eltern, das sie etwas „Ordentliches“ lernen sollte.
„Isch abe damals grade meine Ausbildung in der Klasse der berühmten russischen Ballerina Nadija Sprunghaftowa absolviert und bin heimlisch täglich zum Training gegangen, bis meine Schuhe völlig zerfetzt waren. Endlich kam der Tag, an dem wir Anfängerinnen im Theatre Pucier, das bedeutet Flohkiste, auftreten durften. Ihr müsst wissen, das ist das bedeutendste Flohballett in ganz Paris. Madame Sprunghaftowa, die nischt wusste, dass isch meine Eltern anlog, schrieb eine feierliche Einladung. Mein Vater war so enttäuscht und wütend. Da bin isch weggehüpft und auf eine feine Madame mit einer wunderschönen Frisur gesprungen. Wir haben das Flugzeug genommen und dann habe isch eine Weile von ihr, äh, ich meine bei ihr gelebt, bis sie eine Vorstellung in diesem Theater besuchte. Isch hüpfte auf die Bühne und wusste sofort, das ischt mein neues zu Hause. Voila! Seitdem bin isch hier Soufflohse, äh Souffleuse.“
Im „Geheimnis des roten Vorhangs“ geht es um weit mehr als eine reine Wissensvermittlung. Es „passieren“ Dinge, die manchmal seltsam und unerklärlich sind. Die Kinder lernen das Theater „von rückwärts“ kennen, aus der Sicht von Figuren, die sich eingeschlichen haben. Das Verbotene ist ein Reiz der Geschichte, macht sie zusätzlich spannend und einmalig. Den Kindern hat es großen Spaß gemacht, auch wenn sie ziemlich schnell dahinter kamen, dass weitere Insekten in den Gewerken ihr „Unwesen trieben“.
Foto: Michael Müller / „Süsü Soufflagè“