Kollektiv ESTUPEFACTA und Stadtteilschule Eidelstedt
Die Endszene: Alle KFC-Besucher hängen kotzend über einer Kloschüssel.
Die Szene davor: Ein hochkomplexer Streit, ob nun Cyborgs oder Menschen fähiger sind, diese Welt sinnhaft zu gestalten. Wie nun dahinter diese tolle, von den Schüler*innen erarbeitete KFC Szene bauen? Brecht sagt: Tun Sie das Naheliegende! Also machen wir es so:
Aus dem nichts sagt ein Cyborg: „Leute, lasst und doch einfach zu KFC gehen, ich hab sogar Coupons!“
Kann man nicht machen!, sagen einige Schüler*innen. Haben wir aber gemacht – und ich glaube, es machte sogar Sinn (die Diskontinuierlichkeit und Kontingenz des Lebens …).
Entwicklungsprozesse sind immer eine Herausforderung. Für Künstler*innen, für Theaterpädagog*innen, für Schüler*innen. Meist läuft es doch ungefähr so:
1) Große Verwirrung! Was ist überhaupt das Thema? Was soll das Ganze!?
2) Dann nimmt die Entwicklung Fahrt auf: Gemeinsam gelingt tatsächlich die Verwicklung mit dem Thema.
3) Doch dann, wieder Verwirrung: Bei den Improvisationen und Gestaltungsaufgaben kommt total unterschiedliches Material heraus – wie nur soll man das zusammenbringen!
4) Lehrkraft und TUSCH Partner*innen brüten stundenlang über dem Aufbau einer gemeinsamen Entwirrungs-Stunde. Und, wer hätte das gedacht, es klappt: Alle zusammen notieren die Themen, die unsere bisherigen Szenen anreißen, finden rote Fäden, Überlappungen, Verknüpfungspunkte. UND! GENIAL!: Einigen sich auf EIN Thema! (Fast) demokratisch!
5) Dann hakt es aber in der konkreten Umsetzung, Zeitdruck! Dann kommen so schnelle, seltsame Übergänge. Und wieder: Verwirrung! Was soll das jetzt? Wird es funktionieren?
Am 2. März hatten wir Premiere. Das Publikum fand es toll. Fand die Stückentwicklung sogar politisch und wichtig.
Eine Mehrheit der spielenden Schüler*innen fand, „sie hätten gerne von Anfang an einen Plan gehabt“. Ich suche nach einem Übergang, um endlich sagen zu können: Entwicklung ist Quatsch. Verwicklung und Verwirrung viel besser!
Foto: Max Martens