monsun.theater und Helmut-Schmidt-Gymnasium
Die Kinder und Jugendlichen des Helmut-Schmidt-Gymnasium erkunden mutig und aufmerksam die Theaterlandschaft der Stadt Hamburg. Dabei reisen sie nach Altona in das monsun.theater und erleben dort die Wiederaufnahme der Backstage Produktion „That’s not my Fucking Business“. Sie sind beeindruckt von der etwas anderen Vertretungsstunde. Besonders die verschiedenen Zugänge der Darsteller*innen zu den Dingen, die ihnen im Leben wichtig sind, beeindruckt sie in ihrer Vielfalt. Aber mal ganz nebenbei bemerkt, „Was ist das, dieses Altona, ein Labyrinth? So viele kleine Straßen, muss das denn sein?“
Theater schauen
Es fällt auch nicht immer allen Schüler*innen leicht, sich im Theater auf das einzulassen, was da passiert und es auf sich wirken zu lassen. So gab es auch Schüler*innen, die in der Aufführung „Black Box Blues“ von den Voodookindern im Thalia Theater in der Gaußstraße irritiert waren, weil ein Junge gefärbte Haare hatte oder die Poesie des Stückes nicht zu ihnen durchdringen wollte. Leider äußerte sich dies in Störungen und Respektlosigkeiten. Andere Schüler*innen wiederum waren begeistert und angetan vom Stück und der Aussprache im Nachhinein. „Die Jugendlichen benutzten so schöne Worte.“ Dieser Satz ist in Erinnerung geblieben. Ebenso aber leider auch der Satz: „Ich habe sowas einfach noch nie gesehen, da muss ich einfach loslachen.“ Hoffen wir, dass hier noch ein Prozess der Weiterentwicklung stattfindet, damit auch mit überraschenden Momenten angemessen und respektvoll umgegangen werden kann. „Vielleicht muss man Theater schauen auch einfach noch mehr üben, so wie lesen und schreiben?“
Theater machen
Aber die Macht der Worte und Bilder ist es, die im Theater so überzeugen kann. Die Jugendlichen schauen sich Theater nicht nur an, sondern sie machen es auch selber. Mit Unterstützung des monsun.theater und der inklusiven Theaterkompanie SZENE2WEI machten die Jugendlichen des Helmut-Schmidt-Gymnasium sowie ihre Englischlehrer*innen eine ganz andere Theatererfahrung zu Shakespeare, die sehr körperlich und herausfordernd für alle war. Zum einen präsentierten sie ihre Statements in Englisch und zum anderen waren fast 100 Jugendlichen über 45 Minuten lang durchgehend auf der Bühne in Aktion, was neben Konzentration auch eine körperliche Anstrengung von ihnen verlangte. Aber ein tolles Ergebnis gab es zu erleben, was noch lange in Erinnerung bleiben wird. Besonders wenn die Frage nach der Relevanz von Shakespeare für unseren Alltag gestellt wird und der Begriff der „toxic masculinity“ fällt, haben wir alle wieder ein Bild im Kopf.
Und dass es eine Entwicklung gibt, davon bin ich überzeugt, ich kann auch gleich einen Beweis mitliefern.
Die Jugendlichen, die auf den Theaterstühlen noch so kichernd und unruhig umherrutschten, haben in der letzten Woche eine unglaublich beeindruckende Theaterperformance auf dem Platz der Kinderrechte vor dem FUNDUSTHEATER hingelegt. Zusammen mit dem WIRVIER Kollektiv um Anne Pretzsch, Lionel Tomm und Milena Kaute und Jugendlichen der 10. und 11. Klassen der Lessingschule Harburg, dem Albrecht Theater Gymnasium in Stellingen und dem Gymnasium Bargteheide haben sie die Frage gestellt: „Ist erben fair?“ Und überraschenderweise gab es nicht nur eine Antwort darauf. Aber „die überwiegende Zahl der Jugendlichen aller beteiligten Schulen bemerkt: Reiche leben auf den Schultern der Armen. Einige finden, dass das leider so bleiben muss. Sonst funktioniert das System nicht.“ Dies bleibt abzuwarten, denn alles entwickelt sich weiter….
#erben_projekt
Text und Bilder: Ina Steen