FUNDUS Theater und StS Niendorf

Im FUNDUS Forschungstheater nahmen am 11. Februar zwei Klassen der StS Niendorf an einem inszenierten Workshop der „Academy of Destruction“ teil.

Inspiriert von Gustav Metzger, der als Performancekünstler und Aktivist in London lebte und 2017 mit 90 Jahren starb, entwickelte das FUNDUS Forschungstheater zunächst die „Academy of Destruction“, die 2018 stattfand. Daraus entstand das Werkstattformat, das nun im Februar mit Schüler:innen erprobt wird.

 

 

 

 

 

 

Eine etwas ungläubige Zurückhaltung und gleichzeitig auch gespannte Erwartung waren deutlich im Vorraum des Theaters zu spüren. Was soll man schon davon halten, wenn man während der Schulzeit an einem Workshop teilnimmt, in dem es um Zerstörung geht. Gustav Metzger ging es tatsächlich nicht um die Zerstörung der Dinge, sondern um die Schönheit des Aktes der Zerstörung, um das performative Element dieses Aktes und darum, dass aus der Zerstörung etwas Neues entsteht bzw. entstehen kann.

Schon der Weg in den Theaterraum musste „frei-geschmolzen“ werden, denn das Tuch, das den Eingang versperrte, wurde mit einer Heißluftpistole so weit zerstört, dass alle eintreten konnten.

Was zerstört? Was soll zerstört werden? Was wird zerstört? Wer zerstört? Auf diese Fragen fanden die Schüler:innen Antworten und schrieben sie, als Grundlage für das weitere Arbeiten, mit Kreide an die große Tafel im Theaterraum. Hier ein paar Beispiele: „Krieg“, „Wut und Druck“, „Leben“, „Liebe“, „Was ist der Unterschied zwischen Kunst und Vandalismus?“, „Menschlichkeit“, „Hass“, „Elektronik“, „Natur“, „Wann zerstört Zerstörung Beziehung?“, „Maßstäbe der Gesellschaft“, „Kolumbien“ u.v.m.

   

Weitere Forschungsfragen wurden in den drei Stunden des Workshops von Schüler:innen erkundet:

Wie klingt Zerstörung? Mit einem Tonabnehmer wurden die Geräusche, die während der Zerstörung einer Ukulele entstanden, so in einem Loop wiederholt, dass dieser besondere Sound die Arbeiten der anderen Forschungsgruppen begleitete.

Wie sieht Zerstörung aus? Das Auseinandernehmen von verschiedenen Obstsorten, das Auflösen ihrer heilen Struktur und das Neuarrangieren oder Einfärben erschienen per Videoübertragung auf der großen Leinwand. Eine Melone, die auf dem Arbeitstisch mit einer Zwingschraube perforiert wird, erhält so eine ganz neue Ästhetik.

Welchen Weg geht Zerstörung? Mit unterschiedlichen Lebensmitteln konstruierten einige Schüler:innen Naturkatastrophen und untersuchten dabei, wie sich diese miteinander verhielten, wenn es z.B. um den zerstörten Lebensraum der Fische geht.

Der Frage „Wie fühlt sich Zerstörung an?“ ist zwar keine Gruppe nachgegangen, doch das Material (Playmobil / Bauklötzer / Autos / etc.) hätte einladen können, Situationen, von denen man gehört oder die man selber erlebt hat, nachzustellen. Dabei hätte man herausfinden können, wie es sich anfühlt, noch einmal in diese besondere Situation und ihre Zerstörungskraft hineinzuspüren.

Da die meisten etwas zum Zerstören mitgebracht hatten, war die letzte Aufgabe, sich eine Zerstörungs-Performance zu überlegen, während der man seinen Gegenstand tatsächlich zerstört. Dass dabei auch die Zuschauer Schutzbrillen und Handschuhe tragen mussten, war klar, denn wenn mit lustvoller Energie etwas zerbirst, dann fliegen schon mal Splitter durch die Gegend. Im März geht es in der StS Niendorf weiter. Die Künstler vom FUNDUS Theater kommen sechs Mal in die Schule, um die Schönheit der Zerstörung, die Performance und die Kraft im Akt der Zerstörung mit den Schüler:innen weiter zu erkunden.

Fotos: BürgerStiftung Hamburg