TUSCH Fortbildung auf dem PLAY16 Creative Gaming Festival
Friedrich Kirschner ist Regisseur, visueller Künstler und Software-Entwickler, Professor für digitale Medien im Puppenspiel an der Ernst Busch Schauspielschule, Berlin, und außerdem Mitglied in der „Gesellschaft für Kulturoptimismus“. Er nutzt Computerspiele und echtzeit-Animationstechniken als Grundlage für animierte Kurzfilme, interaktive Installationen und digitale Performances. Seine Arbeiten sind auf zahlreichen internationalen Animations-Festivals und Ausstellungen gezeigt worden.
Studenten des dritten Studienjahres entwickelten innerhalb von drei Wochen mit Friedrich Kirschner eine Performance für das PLAY16 Festival, das in diesem Jahr unter dem Motto „Game and Body – Let’s get physical“ stand, ein partizipatives Theaterstück von und mit Menschen, Robotern und virtuellen Orten.
Was passiert: Während zwei gestrandete Androiden auf einem fernen Planeten, die Zusammensetzung der Überlebensmodi erkunden, zu verstehen versuchen, wer da oben ist, wenn sie doch hier unten sind – versuchen zwei zufällig ausgewählte Zuschauer in einem Raum virtueller Realität, sich mit den, sich selbst erklärenden, Regeln eines Computer-Spiels dominant, passiv oder kooperativ zu verhalten. Das Voranschreiten des Spielverlaufs kann wiederum auf Bildschirmen von allen Zuschauern gleichzeitig mit dem Geschehen auf der Bühne verfolgt und möglicherweise mit einander in Beziehung gesetzt werden. Das ist anderes Theater.
Und dieses andere Theater wird weiter, bisher nicht gedachte Wege gehen. Friedrich Kirschner ist der Meinung, dass sich das „partizipative Theater“, das Theater im realen oder virtuellen Raum, in dem Inhalte und Abläufe verhandelt und nicht vorgegeben werden, in den nächsten 10 Jahren deutlich weiterentwickeln wird.
In einem Werkstattgespräch nutzten (ein paar wenige) TUSCH-Akteure und Festivalbesucher die Gelegenheit mit Friedrich Kirschner über das Verschwinden des Monomythos zu diskutieren und über die gemeinsame Generierung eines Polymythos zu sprechen. Im partizipativen Theater ensteht die Geschichte durch das eigene Erleben und dessen Verhandlung mit den Mitakteuren, die sich, wie man selbst auf einen Prozess eingelassen haben. Digitale Medien unterstützen diese neue Form des Theaters auf besondere Art und Weise – man simuliert das Geschehen, hinterlässt einen Abdruck auf der Benutzeroberfläche, erzeugt einen Avatar, der die Führung übernimmt, tritt wieder zurück, reflektiert sich selbst und steigt wieder ein.
Text: Cornelia von der Heydt
Foto: Lisa Grosche