Junges SchausSpielHaus – Grundschule Bahrenfelder Straße

Auch im dritten TUSCH-Jahr beschäftigten wir uns – wie in den zwei Jahren zuvor – mit einem Stück unsers Partnertheaters, dem  Jungen SchauSpielHaus, dieses Mal mit „In einem tiefen, dunklen Wald“, inszeniert von Gertrud Pigor.
Neu ist allerdings, dass ein Expertengremium von „TUSCH-Abgeordneten“ in den Klassen (Jahrgänge 2-4) gewählt wurde, die sich intensiver mit dem Stück beschäftigen sollten. Sie besuchten die Proben, sprachen mit den Schauspielern, nahmen an theaterpädagogischen Workshops ohne und mit Lehrer_innen teil. Letzteres war für alle Beteiligten eine schöne und lustige Erfahrung. Dies alles hatte zum Ziel, die Schüler_innen maßgeblich an den Ideen und der Planung eines gemeinsamen Projekttages zu beteiligen. Erst zu einem späteren Zeitpunkt kamen einige Lehrer_innen, und das auch mehr als Berater_innen denn als Gestalter_innen, hinzu.

Der Besuch der Theatervorstellung liegt, nun im 2. Halbjahr, schon länger zurück. Jetzt ist vor allem der Planungsprozess für den Projekttag Anfang Juli sehr präsent. Dieser bringt die zwölf abgeordneten Zweit-, Dritt- und Viertklässler tatsächlich auf Augenhöhe mit den Lehrer_innen und sie übernehmen Verantwortung für ihre Klassen und ein zentrales Projekt in der Schule.

Im Gespräch mit den Schülerinnen und Schülern wird deutlich, dass es vor allem die Verantwortung ist, die die Abgeordneten beschäftigt. Sie spüren, dass sie als Rezipienten ernst genommen werden, können ihre eigenen Ideen einbringen, entscheiden welche künstlerische Richtung für den Projekttag eingeschlagen werden soll, d.h. sie werden ein bisschen mehr zu „Bestimmern“, auf der anderen Seite stoßen sie aber auch an Grenzen von Umsetzungsmöglichkeiten, müssen über logistische Aspekte der Planung nachdenken. Insofern sind sie auf die Hilfe der erfahrenen Lehrer_innen angewiesen und erkennen dies auch an.

Die Erfahrung als TUSCH-Abgeordnete/r und Experte/Expertin ist neu und aufregend und weckt den Wunsch nach mehr Einfluss auch auf andere schulische Themen und Projekte. Für die Erwachsenen (Theaterpädagoginnen, Künstlerinnen, Lehrer_innen) ist der Entzug der Entscheidungsgewalt eine ungewohnte, manchmal auch ein wenig zähe Erfahrung und erfordert neben der Geduld zugleich unerwartet viel Organisation. Gerne würde man an dem einen oder anderen Punkt die Fäden in die Hand nehmen und einfach schnell über das Projekt / die Projekte entscheiden. Das entspricht aber nicht der Abgeordnetenidee, die es bis zum Projektende einzulösen gilt. Das Vorhaben, am großen Projekttag gemeinsam kostümiert zu tanzen, den Tag mit einem gemeinsamen Picknick abzuschließen, das ebenso gut im tiefen dunklen Wald des Stückes stattfinden könnte, und einen begehbaren „Waldinstallations-Parcour“ herzustellen, muss nun noch an die Lehrer und Klassen vermittelt werden, damit der große Tag ein großer Erfolg wird. Um es mit den Worten von Theo auszudrücken, „die Bürger müssen ja genau so viel wissen wie die Abgeordneten im Parlament“. Parallel dazu erarbeitet eine Klasse mit der Künstlerin Rabea Schubert (Performerin und Theaterwissenschaftlerin) ein alternatives Ende für das Theaterstück, das die Zuschauer am Projekttag wieder in die Geschichte von Simplinella, Lützel, dem vegetarischen Untier und den anderen Figuren des Stückes zurückholen wird.

Insgesamt ist es ein aufregendes Projekt auf dessen Abschluss alle Beteiligten unheimlich gespannt sind. Es zeigt sich, dass sich im Rahmen von TUSCH mit seinem Zusammenspiel von Theaterakteuren, -pädagogen, Künstler_innen, Lehrer_innen und nicht zuletzt und vor allem den Schüler_innen ein großer, freier, kreativer und kooperativer Raum für Gemeinschaftsprojekte eröffnet, dem ein großes Lernpotential für alle Beteiligten inne wohnt.

 

Text: Anneke Naumann

Foto: Julia Eplinius