Ab diesem Schuljahr bzw. dieser Spielzeit 2021/22 ist Stefan Valdes Tittel neuer Leiter des Hamburger TUSCH-Programms und Nachfolger von Celina Rahman. Wir porträtieren und befragen ihn im Folgenden nach seiner Motivation, sich für diese Position beworben zu haben. Neu im Team ist auch Alescha Abendroth, die zukünftig verantwortlich für das TUSCH-Fest zeichnet. Wir stellen sie im nächsten Newsletter vor.

Stefan Valdes Tittel 

in Bamberg 1984 geboren und aufgewachsen, hat sein Anglistik- und Iberoromanistik-Studium auf Lehramt an der Julius-Maximilian-Universität in Würzburg absolviert und sein 2. Staatsexamen für das Lehramt an Gymnasien in Nürnberg 2014 abgelegt. Danach erhielt er eine Anstellung im höheren Dienst an der Stadtteilschule Niendorf in Hamburg und übernahm 2018 als Oberstudienrat die Fachleitung Theater und die Koordination für Kulturelle Bildung.

Für seine Zusatzqualifikation zum Theaterlehrer Sek. I und II und die Berechtigung zur Abnahme der Abiturprüfung im Fach Theater belegte er 2014-2016 den Lehrgang Schultheater am Hamburger Landesinstitut für Lehrerbildung und Schulentwicklung. 2014 wurde er Mitglied der Kulturgruppe und mitverantwortlich für die Teilnahme der Schule am Kulturagentenprogramm Hamburg, 2018 TUSCH-Beauftragter für die Partnerschaft mit dem FUNDUS THEATER. Darüber hinaus ist er Vorstandsmitglied im Fachverband Theater in Schulen Hamburg e.V.

Im außerschulischen Bereich übernahmen er 2015/2016 eine Bühnenbildhospitanz am Deutschen Schauspielhaus Hamburg in der Produktion „Söhne & Söhne“ der Gruppe SIGNA und wirkte 2019 mit an der kampnagel-Performance „Walking: Holding – Ein performativer Stadtspaziergang“ von Rosana Cade.

Redaktion: Was hat dich bewogen, dich für die Leitung des TUSCH-Programms zu bewerben?

Stefan: Vorweg:  Ich freue mich außerordentlich, diese wichtige und spannende Arbeit nach Gunter Mieruch, Carsten Beleites und Celina Rahman weiterführen zu dürfen.

Also, um die Frage zu beantworten … TUSCH ist nicht nur onomatopoetisch ein besonderes Erlebnis, es ist auch ein Pfeiler der Kulturellen Bildung Hamburgs. Seit nun fast 20 Jahren finden TUSCH-Kooperationen in der Stadt zwischen Theatern und Schulen statt, die z.T. in ihrer Umsetzung immer wieder maßgeblich für die Weiterentwicklung der Schultheaterlandschaft sind.

Das Programm verstehe ich nicht als starres System, sondern als eine Art Hyphe, die sich flexibel weiterentwickelt und stetig wächst. So finden sich neben den laufenden TUSCH-Kooperationen spannende und wichtige Formate, wie das Kunstlabor Theater, die TUSCH-Werkstatt, das jährlich stattfindende TUSCH-Fest oder der TUSCH-Blog „OUT of TUSCH“. Hier sehe ich die schillernde Vielfalt, für die TUSCH und das Netzwerk stehen.

Besonders möchte ich die konstante Zusammenarbeit mit der BürgerStiftung Hamburg und der Behörde für Kultur und Medien erwähnen. Vielleicht am Bedeutendsten ist die direkte Partizipationsmöglichkeit der Schüler:innen, z.B. durch die TUSCH-Botschafter:innen, denn die Kinder sind nicht nur die Theaterbesucher:innen von morgen, sondern gestalten die Kulturlandschaft der Zukunft mit.

Vor allem in den letzten Jahren hat TUSCH die Siebenmeilenstiefel angezogen und sich jetzt im übertragenen Sinne auch die VR-Brille aufgesetzt: „TUSCH überwindet Grenzen, TUSCH geht Experimente ein, TUSCH erweitert Horizonte, TUSCH befördert Kompetenzen, TUSCH vernetzt (bundesweit), TUSCH baut Leuchttürme, TUSCH entzündet kreative Flammen, TUSCH „tuscht“ (mal leiser, mal lauter).“

Redaktion: Was möchtest du ändern oder weiterentwickeln?

Stefan: Hmm, eigentlich sprechen das Programm und dessen Entwicklung bereits für sich. Es ist schon alles da, was dieses Programm benötigt. In Anlehnung an die bestehenden Ansätze würde ich gerne die Fortbildungskooperation mit dem Landesinstitut für Lehrer:innenbildung und Schulentwicklung Hamburg und dem Fachverband Theater in Schulen Hamburg e.V. weiter vorantreiben, die bundesweite Vernetzung, wie mit KOST Sachsen und dem Kulturagent:innenprogramm Hamburg begonnen, ausweiten und diese, wenn möglich, auf einer internationalen Ebene anstoßen. Die letzten Jahre haben gezeigt, dass digitale Wege an Relevanz gewinnen, sodass überregionale, europäische, wenn nicht sogar weltweite, Kooperationen denkbar werden. Warum also nicht auch für TUSCH? Mein Leitgedanke dabei lautet in etwa so: „Should we stop? Should we change? But into what? What is our role?“ (Yael Ronen: DEATH POSITIVE – STATES OF EMERGENCY).

Redaktion: Was sind bzw. waren die ersten Schritte unter deiner Leitung?

Stefan: Als Team – mit Cornelia von der Heydt, Michael Müller, Alescha Abendroth und Gunter Mieruch – sind wir jetzt in die diversitätsorientierte Arbeit eingestiegen und werden sie inhaltlich wie strukturell zu einem TUSCH-Thema machen. Wir haben vor, kontinuierlich an der Erweiterung des Theaterbegriffs zu arbeiten, indem wir uns stärker auch zur freien Szene öffnen. Insbesondere wollen wir die zukünftige Kooperation mit freien Kollektiven fördern.

Foto: Stefan Valdes Tittel